Lord of the Dance

"Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen

Augustin von Hippo zugeschrieben

Die nachfolgenden Zeilen wurden Ostern 2020 von unserer Organistin Stella Vehse eingereicht:

Warum gehen mir das oben zu sehende Ballett-Video und das dazu gesungene Lied "Lord of the Dance" so nah? Was bewegt mich, es mit Ihnen/Euch teilen zu wollen?

Bis vor kurzem, so erscheint es mir, uns allen, ging alles seinen gewohnten Lauf. Schleichend und dann doch plötzlich stand die Welt kopf. Wir versuchen alle, uns in unserem neuen Alltag einzurichten. Dies gilt nicht weniger für unser Leben in unserer Kirchengemeinde; wir bereiteten und freuten uns auf die vertrauten regelmäßigen Gottesdienste und Veranstaltungen, die auf dem Weg zum Osterfest und darüber hinaus stattfinden sollten. Jetzt ist alles anders.

Mit diesem Beitrag möchte ich mich einbringen und Sie/Euch an meinen Gedanken zu "Lord of the Dance" teilhaben lassen. Viele von uns kennen "Lord of the Dance" als flottes, fröhliches Lied (z.B. von The Dubliners gesungen) oder verbinden den Titel mit dem Tänzer Michael Flatley und seiner weltbekannten, gleichnamigen Irish-Dance Show. Dabei ist "Lord of the Dance" im englischsprachigen Raum in jedem Kirchengesangbuch zu finden und wird gern und oft im Gottesdienst gesungen.

Die vorliegende wunderbar langsame Version lässt die im Jahre 1963 von Sydney Carter geschriebenen Texte mit ihrer ursprünglichen Intention sich voll entfalten. In den fünf Strophen ist es Jesus selbst, der sein Leben und Wirken auf Erden schildert und als einen "Tanz" beschreibt, der schon mit der Schöpfung seinen Anfang nahm ("I danced in the morning when the world was begun"). Er fordert uns immer wieder im Refrain auf, ihm im "Tanz" nachzufolgen, egal wo wir sind, er wird uns leiten, er selbst ist schließlich "Der Herr des Tanzes".

Sich die Lehre und die Nachfolge Jesu überhaupt als "Tanz" vorzustellen erfüllt mich schon mit Leichtigkeit, Beschwingtheit und befreit mich von belastenden irdischen Sorgen. Nicht ohne Grund wird das Tanzen oft als spiritueller Akt, als Meditation ausgeführt und empfunden. Dieses Video und der Gesang berühren mich sehr, gerade in der diesjährigen Passionszeit ohne gemeinsame Gottesdienste, gerade in der momentanen unsicheren Ausnahmesituation, in der wir alle erst recht Halt, Zuversicht und die tröstende Gemeinschaft mit anderen Menschen suchen.

In bildhafter, leicht zugänglicher Sprache erreicht die Aussage dieses Liedes mein Herz: Jesus starb zwar am Karfreitag wegen seines "Tanzes", wegen seiner guten Nachricht an uns; mit seiner Auferstehung zu Ostern verspricht er uns, dass er in uns weiterleben wird, wenn wir in ihm weiterleben wollen. Er selbst ist der Tanz, somit tanzt er weiter (in uns), wenn wir es zulassen. Seine Lehre der Nächstenliebe, der Hoffnung und der Zuversicht hat Fortbestand. Auch in den schwersten Stunden, wenn alles düster erscheint und uns die Sorgen plagen, dürfen wir vertrauen, dass alles ein gutes Ende nehmen wird, er lässt uns nicht allein - welch' ein großer Trost wird uns zugesprochen! Möge es Ihnen/Euch beim Hören und Schauen ähnlich ergehen!

"Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge, bindet den Vereinzelten zu Gemeinschaft. Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert, Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele. O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen".

Ihre/Eure Stella Vehse

Der Text des Liedes auf Englisch und Deutsch

Lord of the Dance (North American Shaker tune, words and music adapted by Sydney Carter)

1. I danced in the morning when the world was begun, and I danced in the moon and the stars and the sun, and I came down from heaven and I danced on the earth; at Bethlehem I had my birth.
Dance, then, wherever you may be; I am the Lord of the Dance, said he, and I'll lead you all, wherever you may be, and I'll lead you all in the Dance, said he. (Refrain)
2. I danced for the scribe and the Pharisee, but they would not dance and the wouldn't follow me; I danced for the fishermann, for James and John; they came with me and the Dance went on. (Refrain)
3. I danced on the Sabbath and I cured the lame; the holy people said it was a shame. They whipped and stripped and they hung me on high, and they left me there on a Cross to die. (Refrain)
4. I danced on a Friday when the sky turned black - it's hard to dance with the devil on your back. They buried my body and they thought I'd gone, but I am the Dance and I still go on. (Refrain)
5. They cut me down and I leapt up high; I am the life that'll never, never die; I'll live in you if you'll live in me - I am the Lord of the Dance, said he. (Refrain)


Herr des Tanzes (Übersetzung)

1. Ich tanzte am Morgen, als die Welt entstand. Ich tanzte auf Sonne, Mond und Sternenverband. Ich tanzte auf der Erde, kam vom Himmel herab. Die Geburt von mir fand in Bethlehem statt.
Darum, wo auch immer du sein magst, tanze, denn ich bin der Herr deines Lebenstanzes. Deinen
Tanz werde ich leiten, wo immer du bist, ich werde ihn leiten, das ist, was er verspricht. (Refrain)

2. Pharisäer und Schriftgelehrte lud zum Tanze ich ein, sie wollten weder tanzen noch mit mir sein. So tanzte ich für Jakob und für John, sie folgten mir nach und der Tanz war ihr Lohn. (Refrain)
3.Ich tanzte am Sabbat und heilte die Lahmen. Die Heiligen sagten nur: „Schäme dich - Amen!" Sie entkleideten, peitschten und hingen mich auf, am Kreuz hängend nahm der Tod seinen Lauf. (Refrain)
4. Ich tanzte am Freitag, die Schwärze im Blick, schwer zu Tanzen mit dem Teufel im Genick. Mein Leichnam im Grabe - jetzt schien es vorbei, aber ich bin der Tanz und das Tanzen, das sei. (Refrain)
5. Sie schnitten mich runter und ich fuhr hoch. Denn das Leben bleib ich – immer noch. Werde ich leben - so lebst du in mir. Denn des Tanzes Herr bin ich - so sage ich´s dir. (Refrain)